Benno Elkan – DFC Mitbegründer und weltbekannter Künstler
In der Dortmunder Brückstraße 51 wohnte etwa seit 1870 der jüdische Herrenschneider Salomon Elkan mit seiner Ehefrau Rosalie. Der am 02.12. 1877 geborene erste Sohn wird Benno genannt, jüdisch erzogen und besucht das Tremonia Gymnasium bis zur »Mittleren Reife«. Danach schicken ihn die Eltern 1893 für ein Jahr nach Lausanne auf ein Internat. Hier lernt er Sprachen, insbesondere aber den Fußball, durch seine englischen Mitschüler kennen und lieben! Aus der Schweiz bringt Benno seine neue Leidenschaft mit nach Dortmund. Er und seine Freunde sparen ihr Taschengeld und importieren trotz aller Schwierigkeiten einen echten englischen Lederball aus dem Mutterland des Fußballs. Egal ob am Westentor, auf der damaligen Radrennbahn am heutigen Westfalenpark oder am Bismarck-Realgymnasium: Überall wird »geklütet«, wie man den jungen Sport damals hier nennt. Mit einigen Gleichgesinnten gründet Elkan am 10. Mai 1895 den DFC 95, später DSC 95, Dortmunds ältesten Fußballclub. Beruflich folgt eine Lehre als Kaufmann. Spannend ist diese Zeit für Benno nur, wenn er Fußballspielen kann. Rückblickend schreibt er, dass er seinen Mit-Lehrlingen ein damals in Deutschland noch weitgehend unbekanntes Spiel beibrachte, das diese dann wiederum weiter in das ganze Kaiserreich trugen und dort ebenfalls Vereine gründeten. In seiner (bislang unveröffentlichten) Autobiographie sieht er sich als »Fußball-Großvater Dortmunds, vielleicht sogar Deutschlands«.
Benno Elkan beginnt zu zeichnen. Sein künstlerisches Talent ist außergewöhnlich. Elkan: »Dann malte ich als erste Figur einen Fußballspieler in Aktion. Es war eine aus dem Nichts entstandene Leistung, die aus dem Innern, aus meiner Liebe zum Fußball kam.« Benno, der künstlerisch Hochbegabte, studiert danach in München. Hier wird er im weiteren Sinne wieder Vereinsgründer: Am 27. Februar 1900 wird der FC Bayern München aus der Taufe gehoben. Die Gründungsurkunde weist auch die Unterschrift von Benno Elkan auf. Ein Dortmunder Fußballpionier hat also den FC Bayern mitbegründet! Den ersten Weltkrieg erlebt und erleidet er als deutscher Soldat an der Front. Nach Hitlers Machtübernahme am 30.01.1933 wird für Nicht-Arier die Luft in Deutschland dünn und dünner. Der Jude Benno Elkan emigriert 1935 nach England und arbeitet mit großem Erfolg als Bildhauer. 1941 wird sein Atelier ein Opfer der Deutschen Bombenangriffe. Nach dem 2. Weltkrieg entsteht als Auftragsarbeit der britischen Regierung die großartige Menorah, die vor der Knesset in Jerusalem ihren markanten Platz gefunden hat. Das fast fünf Meter hohe Monumentalwerk zeichnet auf seinen sieben Leuchter-Armen die Geschichte Israels nach. Die Menorah wird in den 1950er Jahren das offizielle Geschenk Englands an die damals jüngste Demokratie der Welt. Auch der Fußball erhält ein bleibendes Denkmal: Elkan erstellt im Auftrag von Arsenal London einen Kampfhahn, der in den Greifen einen Fußball hält. Diesen Ball des jüdischen Emigranten aus Dortmund – er stellt das Vereinswappen der »Spurs« dar – schenkt Arsenal dem »Judenverein« Tottenham Hotspurs 1950 anlässlich eines Meisterschaftsspiels. Als Dank für die Tatsache, dass Tottenham den »Gunners« nach deren Sportplatzzerstörung 1941 durch deutsche Bomben die Möglichkeit eröffnete, auf dem Gelände der »Spurs« zu trainieren und zu spielen. Gleichzeitig war es ein Akt der Deeskalation, denn beide Clubs stammen aus dem Londoner Norden und zwischen ihnen herrschte seit 1919 eine heftige Fan-Fehde. Am 10. Januar 1960, also vor nunmehr 60 Jahren, ist der von der Queen ausgezeichnete »Member of the order of the british Empire« Benno Elkan in seinem englischen Exil gestorben.