Wir von damals: Heinz Becker

Anlässlich des 175. Vereinsjubiläums blickt der TSC Eintracht Dortmund nicht nur in die Zukunft und Gegenwart des Vereins, sondern möchte auch auf die Historie von Dortmunds ältesten Verein sichtbar machen.
Unter dem Motto „Wir von Damals“ soll an wichtige und bedeutende Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte erinnert werden, die den Verein bedeutsam geprägt haben.
Heinz Becker war so eine Persönlichkeit: Nicht nur als Sportler, sondern auch als Funktionär hinterließ er einen deutlichen Fußabdruck in der Vereinsgeschichte.

Er startete seine vielseitige Geschichte in der Eintracht bereits im Jahre 1938 mit nur 13 Jahren. Damals war es noch üblich für einen Vereinsbeitritt, sogenannte „turnerische Pflichtjahre“ in einer der 12 Riegen der Turnabteilung zu erfüllen. So musste sich Heinz zunächst in der letzten Riege mit dem üblichen Grundprogramm an Reck und Barren anfreunden.
Ein Zufall führte ihn anschließend zur Leichtathletik, der „Königin der Olympischen Spiele“. Zielstrebig arbeitete er dort an seiner Leistung im Laufen, Springen und Werfen, sodass er bereit 1940 zum Stamm der Leichtathletikabteilung gehörte und die Eintracht bei zahlreichen lokalen und regionalen Wettkämpfen vertrat. Besonders beachtlich waren dabei die Ergebnisse der Laufwettbewerbe, sowie in den technischen Disziplinen.
Besonders erwähnenswert waren dabei die Leistungen von Heinz Becker beim Westfälischen Zehnkampf. Dort erzielte er mit nur 16 Jahren bei den Senioren fast 5.000 Punkte und errang somit den zweiten Platz. Im gleichen Jahr, wie auch 1943, nahm er als Angehöriger der Reichsleistungsklasse in seinen Spezialdisziplinen Hochsprung und 110 m Hürdenlauf an den Deutschen Jugendmeisterschaften in Breslau teil. Auch bei den ersten Titelkämpfen nach dem Krieg 1947 ging er an den Start.
Gleichzeitig entdeckte Becker auch seine Liebe für den Ballsport: 1942 wurde er mit der Jugendhandballmannschaft des TV Eintracht Westfalenmeister. Von 1945 bis 1948 spielte er in der Oberligamannschaft des Vereins. 1955 wechselte er dann zu den Faustballern. Auch dort musste er sich, wie zu Turnzeiten, zunächst „hinten“ einordnen. Jedoch gelang ihm sehr schnell der Sprung an die „vorne links Position“, die Position des Schlagmannes.
Nahezu 50 Jahre lang „knüppelte“ er sowohl in der Halle als auch auf dem Feld die gegnerischen Mannschaften im westfälischen Raum zusammen. Bis ins hohe Alter von 88 Jahren war dann nur noch das freitägliche Training angesagt. Eine Sportverletzung zwang Heinz Becker, den aktiven sportlichen Part seines Lebens in 2013 langsam auslaufen zu lassen.

Becker war jedoch nicht nur ein hervorragender Sportler. Auch die Liste seiner Funktionärstätigkeiten im Verein ist lang:
Sein fast drei Jahrzehnte währender ehrenamtlicher Einsatz in den vereinsführenden Gremien begann Heinz Becker 1961 im Vorstandsamt (Turnrat) des ersten Schriftwartes, das er bis 1970 innehatte. Von 1969 bis 1971 gehörte er der Satzungskommission an.
Die erarbeitete Satzung wurde nach zeitgerechten und modernsten Grundsätzen verabschiedet und war beispielgebend für viele andere Großsportvereine in Deutschland. Das nach der Satzung 1971 erstmals gewählte Präsidium bestellte Heinz Becker zum Vorsitzenden des geschäftsführenden Vorstandes. Dieses Amt übte er bis 1989 aus. In seine Amtszeit fielen eine Reihe schwerwiegender Entscheidungen zur Strukturierung und Neuausrichtung des Vereins. In diesen 30 Jahren gab es die intensivste Entwicklung, die der Verein in seiner Geschichte erlebt hat. Heinz Becker setzte sich jeher dafür ein, dass die Eintracht kein Verein für die elitäre Oberschicht sein sollte, sondern dass sich alle Bevölkerungsschichten unter dem Dach der Eintracht wohl fühlen sollen.

Nach Erwerb der ehemaligen Platzanlage des Fusionspartners DSC 95 wirkte Heinz Becker ab 1979 an maßgeblicher Stelle an der Planung und Errichtung des neuen Sportzentrums an der heutigen Victor Toyka Straße entscheidend mit.

Weiter, immer weiter!

1989 verabschiedete sich Heinz Becker schließlich von der Vorstandsarbeit.
Ihm folgte als erster hauptamtlicher Vorsitzender des Vorstands Bodo Bollmann. Zuvor erhielt er stellvertretend für den TSC Eintracht im Jahr 1985 die Sportplakette des Bundespräsidenten. Richard von Weizsäcker überreichte die Plakette, die als höchste staatliche Auszeichnung für Sportverbände und –vereine in der Bundesrepublik Deutschland gilt.

Heinz Becker hat beim TSC Eintracht Geschichte selbst mitgeschrieben – und wenn ihm dies nicht möglich war, dann hat er sie wenigstens miterlebt. Viel habe sich in der Zeit verändert.

Die Anerkennung für Heinz Beckers Leistung wird fortbestehen.

„Heinz Becker ist für mich nicht nur ein Mensch, von dem ich eine Menge lernen konnte und vor dem ich größten Respekt habe, sondern er gehört auch zu den großen Persönlichkeiten, die den TSC Eintracht Dortmund in seiner Vereinsgeschichte geprägt haben“, sagt Dr. Alexander Kiel, Vorstandsvorsitzender TSC Eintracht.

Heinz Becker ist 2017 im Alter von 91 Jahren verstorben. Davon hat er 78 Jahre den TSC Eintracht Dortmund bereichert und mitgestaltet. Ohne Persönlichkeiten wie Heinz Becker würde es den Verein, der aktuell bereits über 8.000 Mitglieder zählt, wie er heute ist nicht geben.

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