Leichtathletik: Lindstrot-Brüder mit großen Fortschritten
„Wenn die beiden vorwärts kommen wollen, müssen sie jetzt die entscheidenden Weichen für die Zukunft stellen. “, sagte Vater Lindstrot. Er unterstützte seine Zwillingssöhne Henrik und Lennart bei ihren Plänen, vom beschaulichen münsterschen Horstmar nach Dortmund zum TSC Eintracht/LG Olympia, zur NRW – Sportschule Goethe-Gymnasium und in das Sportinternat zu wechseln. Das war die richtige Entscheidung, denn den 18-jährigen Brüdern gelang in diesem Jahr eine glanzvolle Entwicklung, die Hobbyläufer Lindstrot Senior mit viel Sympathie verfolgte. Die Familie war ein gutes Team. Schon als kleine Jungen begleiteten Henrik und Lennart ihren Vater auf dem Fahrrad, doch stellten sie bald fest, dass das Laufen ihnen besser lag.
Schon am 1. Mai trumpfte Henrik in Mainz bei den deutschen 10000-Meter-Meisterschaften auf der Rundbahn als Titelträger in Bestzeit von 32:59,99 Minuten auf, obwohl er eine so lange Strecke noch nie gelaufen war. Er ließ 8:38,91 über 3000 Meter und erstklassige 5:49,21 über 2000-Meter-Hindernis folgen. Lennart, dessen Stärken die Mittelstrecken sind, verbuchte mit 1:54,66 Minuten über 800 und 3:57,38 über 1500 Meter erstklassige Zeiten. Bei den deutschen Jugend-Meisterschaften erkämpfte Henrik, obwohl gesundheitlich angeschlagen, über die Hindernisse „Bronze“. Lennart zog mit dem dritten Platz über 1500 Meter nach. „Für mich kam der Erfolg in Mainz und die Hindernisbestzeit völlig unerwartet, und ich habe mich riesig darüber gefreut, weil ich zeigen konnte, was ich draufhabe.“, erinnert sich Henrik. Nur um 0,75 Sekunden verpasste er die Qualifikation für die U 20 – EM über die Hindernisse. „Klar lief nicht jeder Wettkampf wie ich erwartet hatte, aber das ist auch gut so, denn ich erkannte meine Schwächen und konnte daran arbeiten.“, hat er diese kleinen Enttäuschungen gut weggesteckt.
Lennart pflichtet ihm bei: „Meine Erwartungen sind mehr als erfüllt worden, obwohl die Umstellung auf das Goethe – Gymnasium und das Wohnen im Internat zunächst recht schwierig war. Ich bin aber froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe.“
„Klar habe ich anfangs meine Familie vermisst, aber mit Lennart an meiner Seite fiel mir der Wechsel doch leichter.“, gesteht Henrik und sagt:“ Wir haben hier schnell Freunde gefunden, und unsere Eltern sehen wir regelmäßig. Zudem liebe ich neue Herausforderungen.“. Lennart gibt zu: “Natürlich ist es ein Unterschied in eine Großstadt umzuziehen, doch das fiel mir nicht schwer, denn ich bin offen für Neues.“ Dass sie im Internat nicht selbst kochen müssen, sondern dort ihre Mahlzeiten bekommen, sehen sie als Privileg. Aber wenn sie einmal zum Kochlöffel greifen müssen, tun sie das gemeinsam. „Aber ich bin dabei der Kreativere.“, lacht Henrik.
„Der Schulwechsel war nicht ohne, da wir spontan mitten im Halbjahr nach Dortmund gekommen sind, so dass es in einigen Fächern Nachholbedarf gab.“, beschreibt Lennart die anfänglichen Probleme und Henrik ergänzt: „ Alle haben uns trotz Corona sehr bei der Eingewöhnung geholfen. Inzwischen fühlen wir uns in Dortmund sehr wohl. Hier gefällt uns, dass wir in der Gruppe trainieren können. Wir haben jederzeit kompetente Ansprechpartner, und das Training ist sehr abwechslungsreich.“ Zehn bis 12 Einheiten leisten sie in der Woche, wobei Henrik 100 Kilometer + Krafttraining abspult, während Lennart neben den Kilometern den Schwerpunkt auf Sprint und Sprintausdauer legt. Die Trainer Christof Neuhaus und Lars Schelp sind mit ihren Schützlingen sehr zufrieden. „Man muss sie nie antreiben, und es macht Freude mit ihnen zu Arbeiten.“, sagen sie übereinstimmend.
Rivalität kennen die Brüder nicht und Henrik macht klar:“ Im Wettkampf sind wir Konkurrenten. Aber da wir meist unterschiedliche Disziplinen bestreiten, ist das selten. Ich freue mich aber, dass Lennart sich so prächtig entwickelt hat, denn ich sehe ja wie hart er trainiert.“ Am Freitag steht noch eine Klausur bevor, und dann geht’s während der Herbstferien ins Trainingslager in Italien, denn kurze Zeit später stehen die deutschen zehn-Kilometer – Straßenlauf-Meisterschaften bevor. „Darauf freue ich mich schon.“, so Henrik und Lennart sieht die nächsten Herausforderungen gelassen: „Mal schauen, was möglich ist.“