Frischzellenkur für den TSC Eintracht Dortmund
Vom Energieeinsparprojekt zum Energie- und Umweltprojekt
Steigende Energiekosten und zunehmende Probleme mit der veralteten Heiztechnik zwangen bereits 2005 die TSC Vereinsführung dazu, sich intensiv mit der energetischen Gebäudesanierung auseinanderzusetzen.
Nach einer tiefgreifenden Analyse konnten erste Maßnahmen „für den schmalen Geldbeutel“ in Angriff genommen werden. Zeitschaltuhren kamen zum Einsatz, die Heizzentrale wurde manuell heruntergeregelt und dem tatsächlichen Bedarf angepasst. Erstaunliche 10% des Gasverbrauchs konnten so bereits eingespart werden. In den Folgejahren konnte dank einer lückenlosen Aufzeichnung bei den Energieverbräuchen der Kostentreiber Nr. 1 identifiziert werden.
Eine neue Heizungszentrale musste her. Im Jahr 2008 machten die Energiekosten noch 31,6 Prozent der laufenden Betriebskosten der TSC Sportanlage aus. Tendenz steigend! Die 26 Jahre alte und für die Verhältnisse überdimensionierte zentrale Heizungsanlage war sehr wartungsintensiv und störungsanfällig. Neben den kalkulierten Energieeinsparungen sollte durch den Austausch der Anlage daher auch der Komfort für die Mitglieder erhöht und die Kosten für Wartungen und Reparaturen gesenkt werden.
Innerhalb weniger Wochen wurden Daten und Analysen für ein umfangreiches und langfristig angelegtes Energieeinsparprojekt zusammengetragen und die erforderlichen Entscheidungen getroffen. Ohne Gegenstimme gab die Delegiertenversammlung im März 2009 den Startschuss für die erste Phase des Energieprojektes, die im Dezember 2009 abgeschlossen werden konnte.
Nach eingehender Analyse durch die Fachplaner der Firma KS. Klima entschied sich der Verein dafür, alle Komponenten der Heizzentrale auszutauschen und beschloss ferner, das Energieprojekt in drei Phasen umzusetzen:
Phase 1:
Austausch der gesamten zentralen Heizzentrale inklusive der Hauptpumpen und des Zentralverteilers, Sanierung der Lüftungsanlage in einer der beiden Dreifachsporthallen
Phase 2:
Sanierung und ggf. Austausch der Endverbraucher wie Lüftungsanlagen, Heizkörper, Lichtquellen, Duscharmaturen etc.
Phase 3:
Austausch der gesamten Regelung und Einbindung aller Verbraucher in eine zentrale, computergesteuerte Gebäudeleittechnik
Kernstück der neuen Heizungsanlage ist noch heute das Blockheizkraftwerk (BHKW), mit dem Strom und Nutzwärme gleichzeitig produziert werden (sog. Kraft-Wärme-Kopplung). Die Technik ist wesentlich effizienter als die getrennte Strom- und Wärmeerzeugung, da durch die gekoppelte Erzeugung weniger Brennstoff verbraucht und weniger CO2 freigesetzt wird.
Das BHKW wurde so dimensioniert, dass nahezu 100 Prozent des von ihm erzeugten Stroms im TSC Sportzentrum selbst verbraucht wird. Auf diese Weise kann der Verein seinen Stromeinkauf vom Energieversorger deutlich reduzieren. Zusätzlich zu dieser Einsparung wird ein staatlicher Zuschuss über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für jede vom BHKW produzierte Kilowattstunde Strom gewährt, unabhängig davon, ob der Strom selbst genutzt oder ins öffentliche Netz eingespeist wird. Der Fördersatz für das BHKW liegt bei 5,11 Cent/kWh.
Die Solaranlage (nicht zu verwechseln mit Photovoltaiktechnik, die Strom produziert) auf dem Dach des Vereinsgebäudes reicht im Sommer dafür aus, zeitweise die gesamte Warmwasserversorgung des Sportkomplexes sicherzustellen.
Neben der Anpassung der Heizleistung und der Pumpentechnik an den tatsächlichen Bedarf und der Optimierung der Wirkungsgrade der Anlage durch moderne Komponenten können insbesondere durch das flexible und intelligente Zusammenspiel unterschiedlicher Wärmeerzeuger (Gasbrennwertkessel, BHKW, Solarkollektoren) die gewünschten Einsparungen erzielt werden.
Finanzierung des Energieprojektes
Die Kosten für die erste Phase des TSC Energieprojekts beliefen sich auf insgesamt 244.000,00 Euro brutto. Da keine Rücklagen zur Verfügung standen und keine Überschüsse aus dem laufenden Haushalt 2009 zu erwarten waren, musste das Projekt komplett mit Zuschüssen und Fremdmitteln finanziert werden.
Nach Sichtung der unterschiedlichen Fördermöglichkeiten und Klärung der Kombinierbarkeit der Förderprogramme hat der TSC Eintracht Zuschüsse aus der Sportpauschale des Landes NRW sowie ein gefördertes Darlehen aus dem KfW-Programm „Sozial Investieren – Energetische Gebäudesanierung“ beantragt. Beide Anträge wurden bewilligt. Das KfW Darlehen wurde mit einem vergünstigten Zinssatz bei einer Laufzeit von 20 Jahren und drei tilgungsfreien Jahren zu Beginn zur Verfügung gestellt.
Drei Jahre nach Fertigstellung der Phase 1 des Energieprojektes wurde deutlich, dass die Maßnahmen zu signifikanten Energieeinsparungen geführt haben.
Sollten die Kosten für Strom und Gas weiterhin steigen, wovon auszugehen ist, kann der Verein zukünftig sogar noch höhere (kalkulatorische) Einsparungen erzielen – wenngleich diese nicht zahlungswirksam sind, da sich steigende Energiepreise negativ auf die tatsächlichen Energiekosten des Vereins niederschlagen.
Aber schon eine Stabilisierung der Energiekosten ist ein großer Erfolg, der sich auch am Anteil der Energiekosten an den laufenden Betriebskosten der TSC Sportanlagen messen lässt. Dieser konnte von 31,6 Prozent (2008) auf 25,5 Prozent (2012) reduziert werden.Neben einer erheblichen Energiekosteneinsparung trägt das Energieprojekt auch zu einer deutlichen Reduktion des CO2-Ausstoßes in Höhe von ca. 161.000 kg CO2 pro Jahr bei.
2015 – das Projekt bekommt eine neue Dimension
Der Erfolg der ersten Projektphase hatte die Akzeptanz für nachfolgende energetische Maßnahmen im Verein weiter erhöht. Die schnellen Amortisationszeiten sowie die günstige Zinslage auf dem Kapitalmarkt hatten außerdem dazu geführt, dass viel früher als geplant weitere Investitionen getätigt werden konnten.
Statt sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen, ist der Verein einen entscheidenden Schritt weiter gegangen und hat aus seinem Energieeinsparprojekt ein Energie- und Umweltprojekt gemacht. Seit 2015 garniert mit einer zentralen Vision:
Das TSC Sportzentrum verfügt im Jubiläumsjahr 2023 (175 Jahre) über einen Nullenergiehaus-Standard. Das bedeutet: Der externe Energiebezug des Sportzentrums wird im Jahresmittel durch eigenen Energiegewinn aufgewogen.
Jede bauliche Maßnahme soll zukünftig immer unter Beachtung der vorrangigen Ziele des Energie- und Umweltprojektes geplant und ausgeführt werden. Und anders als 2009 könnte das auch in Einzelfällen zu unwirtschaftlichen Entscheidungen führen, wenn die Vision des Projektes nicht anders zu erreichen wäre.
Neben baulichen Projekten ist auch die Sensibilisierung der Mitglieder für Fragen des Umweltschutzes ein großes Anliegen. Der Verein möchte seinen Teil zum Umwelt- und Klimaschutz leisten und mit gutem Beispiel vorangehen.