Vertrauen ist die Basis für alles

Vorstandsvorsitzender Dr. Alexander Kiel (l.) und Präsident Michael Krause (r.) im Interview. Foto: Jan Weckelmann

Haupt- und Ehrenamt Hand in Hand! – spätestens durch die Bestellung zweier Vorstandsmitglieder in 1971 ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt ein wesentliches Charakteristikum des TSC Eintracht Dortmund und bildet eine wichtige Säule zur Stärkung der Solidargemeinschaft im Verein. Die Redaktion traf sich mit Dr. Alexander Kiel (hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender) und Michael Krause (ehrenamtlicher Vorsitzender des Präsidiums), um über die Rahmenbedingungen erfolgreicher Zusammenarbeit und ehrenamtliche Gestaltungsmöglichkeiten der Zukunft zu sprechen.

Das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt hat in der Eintracht schon lange Tradition. Bereits im Jahr 1990 wurde mit Bodo Bollmann der erste hauptamtliche Vorstandsvorsitzende im TSC bestellt. Wie kam es dazu, dass die Eintracht schon vor knapp 30 Jahren diesen ungewöhnlichen Schritt wagte?
Michael Krause: Für mich war schon zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn klar, dass sich mein ehrenamtliches Engagement und meine beruflichen Ambitionen nur dann zu 100% vereinbaren lassen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Es war mir dabei immer wichtig, dem Hauptamt in der Sportwelt und den Organisationen, in denen ich mich engagiere, mehr Bedeutung beizumessen. Damals war es in der Tat ein völlig ungewöhnlicher Schritt, der sich aber durchsetzte und beispielgebend war für viele andere sportliche Organisationen in Deutschland. Damals wie heute besteht die Herausforderung vor allem darin, die richtigen Personen für die Vorstandsämter zu finden. Erfreulicherweise ist uns dies bis heute gelungen.

Was ist aus Ihrer Sicht für die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt besonders wichtig?
Michael Krause: Ein faires und tolerantes Miteinander gelingt nur, wenn sich beide Seiten vertrauen. Zum Glück gab es innerhalb der letzten Jahre nie einen Grund an der Seriosität und Integrität des Vorstands zu zweifeln. Sonst müsste das Präsidium Kontrollmaßnahmen ergreifen, die einer Zusammenarbeit mit Sicherheit nicht zuträglich wären.

Alexander Kiel: Die Aufgabe des Vorstands ist es wiederum dafür Sorge zu tragen, dass wir diesem Vertrauen auch gerecht werden. Dies gilt auch für die Arbeit mit den Abteilungen. Grundlage für eine gute Zusammenarbeit sind für mich außerdem klare Strukturen und Aufgabenstellungen, regelmäßige Kommunikation und gegenseitige Unterstützung und Respekt füreinander.

In den letzten 30 Jahren hat sich der Verein stetig weiterentwickelt: Er verfügt über mehr Mitglieder, mehr Sportstätten,  mehr Personal: Wie steht es um das Ehrenamt in unserer Eintracht?
Alexander Kiel: Ganz ehrlich, dazu würde ich gerne eine detaillierte Auskunft geben können, aber 100 % wissen wir es nicht. Unsere ehrenamtlich geführten Abteilungen arbeiten sehr selbständig. Da uns aktuell wenig zugetragen wird, gehen wir erst einmal davon aus, dass es keine akuten Probleme gibt. Aber, ob es nicht hier und da auch besser laufen könnte, das ist eine Aufgabe, der wir uns demnächst verstärkt widmen möchten. Denn eins ist klar: Ohne Ehrenamt würde unsere Eintracht nicht funktionieren.

Welche Chancen sehen Sie für das Ehrenamt im TSC?
Alexander Kiel: Bisher sind wir das Thema „Freiwilliges Engagement“ noch nicht systematisch angegangen, insofern sind in jedem Fall Potentiale vorhanden. Denn auch aus wissenschaftlicher Sicht zeigt sich, dass freiwilliges Engagement weiterhin von der Gesellschaft als wichtig und lohnenswert angesehen wird. Gerade projektorientiertes, zeitlich befristetes Engagement ist nach wie vor attraktiv und kann ein Türöffner für längerfristiges Ehrenamt sein.

Welche Wünsche haben Sie an die Politik?
Michael Krause: Generell sollte die Politik dieses Modell zwischen Ehren- und Hauptamt im Sport stärker unterstützen und transparenter machen. Es fehlt aus meiner Sicht noch ein klares Bekenntnis von der Politik, dass so eine Zusammenarbeit anerkannt und gefördert wird. Es gibt ja noch viele Vereine, für die solche Überlegungen völlig utopisch sind. Ein kleiner Schritt wäre mit Sicherheit, die Freibeträge im Ehrenamt und bei Übungsleitern zu erhöhen, um auch kleineren Vereinen, Möglichkeiten zur Professionalisierung zu bieten.

Alexander Kiel: Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung und den politischen Gremien gilt es zu festigen und auszubauen. Darüber hinaus wünschen wir uns, dass der Sport mit seinen verbindenden und integrierenden Kräften für die Gesellschaft in der politischen Diskussion an Bedeutung gewinnt. Professionalisierung im Sport ist dabei ein wichtiger Faktor, der auch von der Politik anerkannt und gefördert werden sollte. Mir scheint manchmal, dass die Vereine, die am meisten klagen, auch am meisten Unterstützung erhalten und von den Vereinen, die viel bewegen, erwartet wird, dass sie es auch ohne Unterstützung schaffen. Unser Ziel ist es, nicht als Bittsteller, sondern als ein Partner auf Augenhöhe anerkannt zu werden, der bei sportlichen Themen noch mehr mit eingebunden wird, zum Beispiel bei Themen wie der (Sport)-Stadtentwicklung oder beim Sportstättenbau.

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