Wolverines im Wunderland – Rückblick der Lacrosse-Damen auf die Hinrunde 2019/20
Juli 2019: Wie Alice im Wunderland fallen die Dortmunder Damen nach der verlorenen Relegation durch den Kaninchenbau und landen völlig unerwartet in der 1. Bundesliga. Dass es ein hartes Stück Arbeit wird, sich dort zu behaupten und gegen die anderen erfahrenen Erstligisten mitzuhalten, ist klar. Das Saisonziel ist aber ebenso klar: Wir sind gekommen, um zu bleiben!
Dezember 2019: Alice hat sich gut in ihrem Wunderland eingelebt: Nach drei Siegen und einem Unentschieden haben sich die Dortmund Wolverines vor der Winterpause mit 10 Punkten den 3. Tabellenplatz gesichert. Wer nun denkt, die plötzliche Größe käme davon, dass die Dortmunderinnen einfach vom Zauberpilz genascht haben, der irrt…
Aber fangen wir vorne mit unserem kleinen Saisonrückblick an: Die Info, dass Göttingen in die Bundesliga Nord wechselt und wir Wolverines daher als Tabellenführer der zweiten Bundesliga in die erste nachrücken, führte zu Reaktionen von recht großer Bandbreite: Zwischen Vorfreude und Schockstarre schwankte die Stimmung, als die Wolverines sich zusammensetzten und überlegten, welche Konsequenzen nun zu ziehen sind. In dem Ergebnis waren sich aber wieder alle einig: Wir wollen als EIN Team in die 1. Liga starten und dort den schönsten Lacrosse zeigen, den Dortmund zu bieten hat. Dafür haben sich alle bereit erklärt, hart zu arbeiten und das Team zu unterstützen, so gut es geht.
Wie gut, dass wir personell mit zwei Hauptgewinnen in die Liga einstiegen: Unser neuer Coach Jesse Cox stand schon während der Relegation am Spielfeldrand und die To-Do-Liste, woran zu arbeiten ist, wurde ziemlich lang. Er packte es an und arbeitete mit uns nicht nur an Schnelligkeit, Stickskills und Übersicht, sondern vor allem vermittelte er uns durch ständige Erklärungen und bei regelmäßiger Videoanalyse mehr und mehr Lacrosse-IQ. Während der erste Hauptgewinn aus dem tiefsten Westen, nämlich Los Angeles, anreise, kam der zweite aus dem Osten: Estere Urbančika spielte bisher in Lettland Lacrosse und lernte mit der lettischen Nationalmannschaft auch schon auf internationalen Wettbewerben allerhöchstes Spielniveau kennen. Beide brachten zusätzlichen Schwung in die ohnehin schon hochmotivierte Mannschaft.
Zu Beginn der Hinrunde fühlten wir uns also insgesamt gut aufgestellt und selbstbewusst, rechneten uns aber trotzdem keine Chancen in den ersten beiden Spielen aus, immerhin standen uns die besten Mannschaften des Westens gegenüber: Das erste Spiel gegen Frankfurt verloren wir deutlich mit 21:4, auch im zweiten Spiel gegen Köln steckten wir mit 18:3 eine deutliche Niederlage ein. Wir zogen das aus den Spielen heraus, was wir brauchten: wir experimentierten mit neuer Spieltaktik und gewöhnten uns an ein ganz anderes Spielniveau als das bisherige.
Als dritter Gegner erwartete uns Mainz auf heimischem Rasen. Hier wollten wir nun endlich zeigen, was wir können und sind mit dem festen Willen angereist, nicht ohne Punkte wieder nach Hause zu fahren. Das Spiel fand auf Augenhöhe statt – wir konnten mithalten, aber Mainz zeigte uns auch deutlich unsere Grenzen auf: Unentschieden (9:9)! Ein erster Punkt ploppte in der Tabelle auf – und der machte Lust auf mehr. Die Dortmunder Damen ahnten nun, dass sie es den anderen Teams zumindest schwer machen können – wenn da nicht sogar noch mehr drin ist… Klarer Vorteil: Alle ausstehenden Spiele wurden auf heimischem Kunstrasen ausgetragen, das war uns bisher aufgrund der Sanierung des Kunstrasenplatzes verwehrt geblieben.
Die ersten Gäste kamen aus Münster. Wieder zeigte sich, dass das Niveau auf beiden Seiten ähnlich war, letztendlich zeigten die Dortmunderinnen aber die besseren Nerven und sicherten sich mit einem denkbar knappen 8:7 ihren ersten Sieg – das Hinrundenziel war damit zwar schon erreicht, der Siegeshunger aber noch lange nicht gestillt.
Im zweiten Heimspiel reiste Aachen an. Während wir uns bei der Relegation den Aachenerinnen noch deutlich unterlegen zeigten, führten wir nun vor, was wir seitdem gelernt hatten und feierten nach dem Abpfiff mit 13:8 einen deutlichen Sieg.
Nun stand noch ein letztes Spiel in der Hinrunde an: Düsseldorf fuhr eine starke Mannschaft auf, die ein oder andere Dortmunderin ertappte sich bei dem Gedanken, dass 7 Punkte in der Tabelle ja schon ein echter Erfolg seien und dass wir jetzt nicht übermütig werden sollten…. Stimmt. Das wurden wir auch nicht. Aber in der Umkleidekabine wurde noch einmal an das Team appelliert, einfach alles zu geben – egal, wohin es führt. Das taten wir – und alles führte uns zu einem Ergebnis, das wir schon einmal gefeiert haben: 8:7!!!
Und so verabschieden wir uns nun sehr zufrieden in die Winterpause. Wobei das Wort „Pause“ hier irreführend scheint, denn wir haben nicht vor, uns auf die faule Haut zu legen. Jesses To-Do-Liste ist noch lange nicht abgearbeitet – wir wissen, woran wir weiter zu arbeiten haben. Daher möchten wir die Spielpause bis März dazu nutzen, unser Spielniveau weiter zu einem erstklassigen zu entwickeln.
Um es mit den Worten des verrückten Hutmachers zu sagen: „Das Unmögliche zu schaffen, gelingt einem nur, wenn man es für möglich befindet.“ Das trifft es ziemlich gut, denn 10 Punkte erschienen uns vor Beginn der Saison tatsächlich unmöglich. Aber vor jedem Spiel haben wir aufs Neue einen realistischen Blick auf das anstehende Match geworfen und dabei für möglich gehalten, dass wir mithalten können, wenn wir wollen und unser Bestes geben. Das ist unser Zauberpilz! 😉
Dieser Text erschien zuerst auf der Seite der Wolverines. Geschrieben von Nora Teepe.