Wie Kinder mental gestärkt werden können

Im TSC wählen viele Kinder sicherlich einen Elefanten als Stärketier. Victor hat für die Kinder immer eine starke Hand. Foto: Jan Weckelmann

Im TSC wählen viele Kinder sicherlich einen Elefanten als Stärketier. Victor hat für die Kinder immer eine starke Hand. Foto: Jan Weckelmann

In der Praxis begegnet uns häufig die Frage, ab welchem Alter sportpsychologische Interventionen bei Kindern und Jugendlichen sinnvoll sind. Unsere Antwort: Je früher Kinder mit dem Thema Sportpsychologie in Berührung kommen, desto besser. So können sie ihre mentalen Fähigkeiten kennenlernen und sich durch gezielte, kindgerechte Methoden eine Grundlage zur Bewältigung künftiger Herausforderungen schaffen – und das nicht nur im Sport.

Bereits in der Kindheit werden Verhaltens- und Denkmuster erworben, die uns das ganze Leben begleiten. Da viele dieser Muster automatisch entstehen (z.B. die Überzeugung: „Ich schaffe das sowieso nicht“), können diese in sportpsychologischen Angeboten für Kinder spielerisch aufgegriffen werden. Eine Methode, um Kindern im Alter von etwa 6 bis 12 Jahren ein Werkzeug zur Stärkung des Selbstbewusstseins mitzugeben, sind so genannte Stärkebilder. Dabei entwickelt jedes Kind ein individuelles Bild, das Stärke ausstrahlt wie ein brüllender Löwe oder ein flinkes Wiesel, und mit dem sich das Kind identifizieren kann. Die Kinder werden gebeten, ihre Bilder aufzumalen und an einem Ort aufzubewahren, an dem sie bei Bedarf auf das Bild zurückgreifen können. In herausfordernden Situationen wie bei Nervosität vor einem Wettkampf kann sich das Kind nun an das Stärkebild erinnern und so zu neuem Selbstbewusstsein gelangen. Bei Jugendlichen ab 13 Jahren kann alternativ zum „Stärketier“ mit Vorbildern aus dem jeweiligen Sport gearbeitet werden.

Trainer und Trainerinnen als Motivationsstützen

Eine gute Beziehung zwischen Trainer/Trainerin, dem einzelnen Kind oder der gesamten Mannschaft ist nicht nur entscheidend für den sportlichen Erfolg, sondern auch für die persönliche Entwicklung des Kindes. In der Rolle als Trainer/Trainerin können wichtige psychische Faktoren wie Freude, Wohlbefinden und Motivation etwa über die Gestaltung des Trainings beeinflusst werden. Ein positives, unterstützendes Klima in der Mannschaft können Trainer/Trainerinnen erreichen, indem jedes Kind dazu ermutigt wird, die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. So erhalten Kinder die Chance, aus Fehlern lernen zu können, und gelangen zur Überzeugung, dass die individuelle Leistung mehr wert ist als ein Sieg. Ebenso wird dadurch die Zusammenarbeit im Team gefördert. Eine Übung, die leicht in den Trainingsalltag integriert werden kann, ist das Führen eines Erfolgstagebuchs. In dieses können die Kinder zu Hause oder nach einem Trainingslager eintragen, was ihnen bereits gut gelingt und worauf sie stolz sind. Alternativ können Trainer/Trainerinnen die Übung als Austausch nach dem Training oder Turnier einbauen.

Eltern als zentrale Begleiter

Die sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen kann kaum ohne deren Eltern betrachtet werden. Zumeist führen Eltern ihre Kinder an den Sport heran und beeinflussen so neben einer physischen und sozialen Entwicklung auch psychische Faktoren. Durch Befragungen von Kindern wird deutlich, was sich diese von ihren Eltern wünschen. Vor einem Wettkampf oder Spiel bevorzugen Kinder die elterliche Hilfe in Form einer physischen (z.B. Tasche packen, ausreichend Getränke und Snacks) und psychischen Unterstützung (z.B. Freiraum geben, motivieren oder beruhigen, Verständnis zeigen). Während des Spiels sollten Eltern nicht nur das eigene Kind, sondern das ganze Team anfeuern und dabei ihren Fokus auf die individuelle Leistung und nicht das Ergebnis legen. Ebenso wünschen sich Kinder, dass ihre Eltern in der Lage sind, die eigenen Emotionen zu regulieren und somit einen positiven Austausch zu gestalten. Wenn diese Empfehlungen in die Praxis umgesetzt werden, ist im Anschluss an ein Spiel ein konstruktives, positives und realistisches Feedback möglich. So können Kinder und Jugendliche mit Fragen wie: „Was hast du heute gelernt? Wo kannst du dich noch verbessern? Was hat bereits gut geklappt? Hat es dir Spaß gemacht?“ zum Reflektieren der eigenen Kompetenzen und Erfahrungen angeregt werden, was die Arbeit des Trainers/ der Trainerin wertvoll ergänzen kann.

Ab Frühjahr 2020 läuft an der Deutschen Sporthochschule Köln ein wissenschaftliches Projekt zur Emotionsregulation von Eltern im Fußball. Wenn Sie als Elternteil oder Mannschaft Interesse am Projekt haben, senden Sie Valeria Eckardt eine E-Mail.

Ergänzende Informationen

  • Baisch-Zimmer, S. & Petrig, G. A. (2011).
    Kinder-Mentaltraining. Kinder für das Leben stärken. Weinheim: Beltz.
  • Engbert, K., Droste, A., Werts, T. & Zier, E. (2011).
    Mentales Training im Leistungssport. Ein Übungsbuch für den Schüler- und Jugendbereich. Stuttgart: Neuer Sportverlag.
  • Knight, C. J., Neely, K. C., & Holt, N. (2011).
    Parental behaviors in team sports: How do female athletes want parents to behave? Journal of Applied Sport Psychology, 23 (1), 76-92.
  • Olympiou, A., Jowett, S., & Duda, J. L. (2008).
    The psychological interface between the coach-created motivational climate and the coach-athlete relationship in team sports. The Sport Psychologist, 22, 423-438.
  • Walter, J. (Produzent) & Brodel, T. (Regisseur). (2016).
    Alles geschieht im Kopf [Film]. Deutschland: Die Filmschmiede.

Die Autoren:

Valeria Eckardt
Doktorandin, Deutsche Sporthochschule Köln
MSc Psychology in sport and exercise
Systemische Beraterin (DGSF)
E-Mail: valeria.eckardt@stud.dshs-koeln.de

Jürgen Walter
Dipl.-Psychologe, Sportpsychologe (asp/BDP)
Lindenstraße 212
40235 Düsseldorf
Telefon: 0211–6989699
E-Mail: kontakt@walter-sportpsychologie.de

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