„Uns geht es auch um die Vorbild-Funktion“

Das Energie- und Umweltprojekt des TSC Eintracht hat im letzten Jahr mit Beginn der Energiekrise große mediale Aufmerksamkeit erhalten. Neben Kosteneinsparungen geht es dem Verein auch um den Umwelt- und Klimaschutz. Wir haben mit unserem Vorstandsvorsitzenden Dr. Alexander Kiel über die Chronik des Projekts gesprochen.

2005 hat sich der Verein das erste Mal ernsthafte Gedanken über den sparsamen und umweltbewussten Umgang mit Ressourcen gemacht. Warum war der TSC so früh daran interessiert?

Im Vordergrund stand 2005 die energetische Sanierung. Vor allem bei unserer Heizungsanlage war einfach Druck im Kessel. Gleichzeitig war auch zu der Zeit schon einmal eine hohe Energiekostensteigerung, die wir auffangen mussten. Unsere Hauptgründe waren also die Sanierung und Geld zu sparen.

Es folgten 2009 die ersten Maßnahmen, womit hat das Energie- und Umweltprojekt gestartet?
Wir hatten auch 2005 schon die ersten Maßnahmen umgesetzt, aber das erste große Projekt kam 2009 mit dem Austausch unserer zentralen Heizungsanlage. Die neue war viel kleiner dimensioniert und hatte einen größeren Wärmespeicher. Das Herzstück der ganzen Anlage war das Blockheizkraftwerk, welches uns im Verlauf sehr viel Freude bereitet hat.

Nach den ersten energetischen Sanierungen folgten auch bauliche Maßnahmen, die die Umwelt schützen. Welche waren das und welche Effekte hatten diese?
Im Grunde genommen hat jede Maßnahme, die wir umgesetzt haben, Energie oder Wasser gespart. Der Fokus hat sich dann etwas verändert, da es nicht mehr darum ging, in kürzester Zeit das Geld wieder reinzuholen. Wir wollten nun etwas für die Natur tun, auch wenn sich das nicht sofort rechnet. Zum Beispiel war das der Fußballplatz, den wir 2011 als erster Verein in Deutschland mit Kork verfüllt haben. Dafür wurden wir viel belächelt und heute füllen die meisten Kommunen ausschließlich mit Kork ihre Fußballplätze.

Das Energie- und Umweltprojekt hatte zum Ziel, dass das TSC Sportzentrum bis 2023 über einen Nullenergiehaus- Standard verfügt. Warum wurde das Ziel verfehlt und wie weit sind wir davon entfernt?
Wir sind leider noch sehr weit davon entfernt. Als wir das Projekt 2010 ins Leben gerufen haben, hatten wir die Hoffnung, dass die Technologie nach 13 Jahren etwas weiter ist. Das Problem liegt nicht unbedingt im Strombereich, hier sparen wir bereits 60 – 70 Prozent des jährlichen Verbrauches im Vergleich zu den Jahren vor 2009. In der Wärmeproduktion sind wir noch auf Gas angewiesen und haben noch nicht den richtigen Weg gefunden, das zu kompensieren. Durch die Sanierung unserer Heizungsunterverteilung und den Einbau digitaler Gebäudeleittechnik sind wir zwar weitergekommen, aber erreichen erst 30 – 40 Prozent Einsparungen. Da sehe ich noch Luft nach oben.

Gib uns doch einmal einen Überblick, welche Maßnahmen schon alle umgesetzt wurden.
Im Strombereich ist unser Blockheizkraftwerk als erstes zu nennen, diese Heizzentrale produziert Strom und Wärme parallel. Dann haben wir die gesamte Beleuchtung im Sportzentrum inklusive unserer Flutlichtanlagen auf LED umgestellt, das hat richtig was gebracht. Im Heizungsbereich können wir durch unsere digitale Gebäudeleittechnik besser steuern, wo wie viel Wärme hingeht. Das funktioniert durch Raumtemperaturfühler, aber auch durch einen besseren hydraulischen Abgleich. Dort, wo wir an der Fassade arbeiten, nutzen wir neueste Dämmmaterialien, jedoch haben wir bei dem Thema noch viel Luft nach oben. Ganz neu dabei ist auch unsere Photovoltaik-Anlage, die wir letztes Jahr in Betrieb genommen haben. Im Wasserbereich sparen wir vor allem durch neue Duscharmaturen und durch das Regenwasser-Projekt, welches ich eben beschrieben habe.

Was wird in den nächsten Jahren noch folgen?
Wir werden unsere Photovoltaik-Anlage weiter ausbauen und weiter schauen, wo wir überall noch Energie sparen können. Aktuell haben wir zum Beispiel unsere Saunazeiten im Studio optimiert, wodurch wir gute Einsparungen ohne großen Komfortverzicht für unsere Mitglieder erzielen. Spannend wird es im Bereich Wärme, da basteln wir gerade an einem Konzept für Wärmepumpen. Bisher sind die zu niedrigen Temperaturen, die durch solche Wärmepumpen erzeugt werden können, noch ein Problem. Für die Warmwasseraufbereitung brauchen wir nämlich sehr hohe Temperaturen. Sonst geht es darum, alle Bereiche weiter zu optimieren – sei es bei frequenzgesteuerten Pumpen, Schiebern, Durchflüssen oder den Dimensionierungen von Lüftungskanälen.

Was hat das Projekt bisher gekostet und wie finanziert der Verein diese kostspieligen Investitionen?
Auf den Cent genau kann ich es spontan nicht sagen, aber wir sind ungefähr bei 1,5 bis 1,7 Millionen Euro, die wir in den letzten Jahren investiert haben. Wir haben ungefähr 50 % Zuschussmitteln dafür bekommen. Das heißt, wir sind bei circa 800.000 Euro Eigenanteil, die wir in der Regel mit einem Darlehen vorfinanziert und dann durch die daraus gewonnenen Einsparungen in relativ kurzer Zeit wieder amortisiert haben. Dazu muss ich sagen, dass die Maßnahmen, die wir am Anfang getroffen haben, sich schneller amortisiert haben, weil das große und wuchtige Projekte waren, mit denen wir sehr schnell sehr viel Energie einsparen konnten. Je näher wir unserem Ziel des Nullenergiehaus-Standards kommen, desto länger dauert es auch, bis sich die Maßnahmen rechnen. Die steigenden Energiekosten lassen uns und vielen anderen Vereinen aber auch gar keine andere Wahl, die Sportstätten energetisch zu optimieren.

Energieverbräuche des TSC Eintracht Dortmund
Energieverbräuche des TSC Eintracht Dortmund

Wie sehr profitiert der Verein nun in der Energiekrise von den umgesetzten Maßnahmen?
Nach aktueller Schätzung zahlen wir dieses Jahr 150.000 Euro mehr als im Jahr 2022. Hätten wir die Maßnahmen nicht umgesetzt, wäre diese Zahl schnell im Bereich von 300.000 – 400.000 Euro Mehrkosten. Und das ist nur der finanzielle Benefit. Insgesamt geht es uns auch um unsere Vorbildfunktion, die wir mit so einem Projekt bei unseren Mitgliedern und anderen Partnern einnehmen. Wir freuen uns, wenn es dann der eine oder die andere nachmacht und angefixt ist, etwas für das Klima und die Umwelt zu tun – sei es im Verein, privat oder im Unternehmen.

Was waren deine Tops und Flops in den 13 Jahren Energie- und Umweltprojekt?
Ein Top war auf jeden Fall, unseren Kunstrasen mit Kork zu verfüllen, denn das war eine mutige Entscheidung damals und auch nicht günstiger als die damaligen Alternativen. Dass dies ein Top war, haben uns die Spieler mitgeteilt, weil es für sie Spaß gemacht hat, darauf zu spielen. Später war es schön, zu sehen, wie nach einigen Jahren viele andere Vereine und Kommunen nachzogen und auch ihre Kunstrasen mit Kork verfüllt haben. Flops kommen immer mal wieder vor, wenn man sich theoretisch etwas überlegt, dies in der Praxis aber nicht umzusetzen ist. Zum Beispiel die Kombination von Solarkollektoren und Blockheizkraftwerk – das funktioniert gar nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Man muss sich immer wieder herantasten, was jetzt wirklich energetisch sinnvoll ist. Aber gut, das ist Learning by Doing« und wir müssen auch Fehler in Kauf nehmen.

Wie kann das Mitglied noch den Verein beim sparsamen Umgang mit Ressourcen unterstützen?
Wir entwickeln zurzeit mit Partnern einen CO2-Rechner für Sportvereine und messen den CO2-Fußabdruck von Sportvereinen, explizit auch den des TSC Eintracht. Dabei ist schon sehr früh herausgekommen, dass vor allem die Mobilität ein großes Thema ist. Wir versuchen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es erleichtern, mit dem Fahrrad anzureisen. Sei es durch bessere Fahrradständer oder durch Anträge an die Stadt, die Fahrradinfrastruktur zu verbessern. Das Mitglied ist gefordert, dann auch mit dem Fahrrad zu kommen und sich nicht erst im Fitnessstudio auf das Ergometer zu setzen. Auch die Sportbekleidung ist ein Thema, auf das jedes Mitglied achten kann. Ansonsten können sich unsere Mitglieder jederzeit bei uns melden, wenn ihnen im Gebäude energetische Verbesserungsmöglichkeiten auffallen.d

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