workOUT: Zwischen Lachen und Zittern

Die meiste Zeit des Tages verbringe ich sitzend im TSC Eintracht. Mein Blick erreicht 60 Zentimeter bis er auf den grellen Bildschirm trifft. „Ich sollte mich mal mehr bewegen“, sagt meine innere Stimme. „Aber dafür habe ich einfach keine Zeit“, antworte ich ihr. Nur eine Treppe entfernt liegt mir die Vielfalt des Sports zu Füßen. Jetzt ist Schluss mit Ausreden, ich trete an zum Selbsttest!

Anfang März ließ ich mir einen neuen Trainingsplan im „Studio e“ erstellen. „Schreibtischtäter“ nannte mich mein Trainer liebevoll. Obwohl ich erst zwei Jahre täglich im Büro sitze, ist mir mein Beruf schon anzusehen. Mein Ziel ist also klar: Rücken stärken und Fehlhaltungen entgegen wirken. Außerdem brauche ich endlich wieder Kraft für meine Sportart Unterwasserrugby – und für einen Hindernislauf im Sommer, zu dem ich mich leichtsinnig angemeldet habe. Als Ergänzung zum Trainingsplan empfahl mir mein Trainer das TSC Work Out. Welche gute Ausrede für Donnerstagabend um 18 Uhr fällt mir diesmal ein?

In der nächsten Woche traf ich pünktlich vor den Garagen auf der Multi-Außensportanlage ein. Für das erste Mal konnte ich mir keinen besseren Tag aussuchen – tiefstehende Sonne und frühlingshafte Temperaturen munterten mich auf. Eine Runde auf der Laufbahn bekam ich ohne große Anstrengung hin. Beim anschließenden Kniehebelauf und weiteren Laufvariationen heizte mein Körper auf. Als Trainerin Jana die Übungen für das heutige Work Out vorstellte, schluckte ich einmal. Ganz genau schaute ich mir die Übungen an – natürlich wollte ich nicht der sein, der später nicht mehr weiß, was zu tun ist.

 

Natürlich wollte ich nicht der sein, der später nicht mehr weiß, was zu tun ist.
Jan Weckelmann
Redakteur

Die anderen Teilnehmenden verteilten sich immer zu zweit auf die Stationen. Mir scheint, als gäbe es gute und schlechte Stationen für den Start. Ich überlegte zu lange und erwischte eine wohl schlechtere Station: Burpees. „Die hauen gut rein“, sagte eine Teilnehmerin mit verschmitztem Lächeln. Aus der Musikanlage dröhnt „3 – 2 – 1 – Go!“ Motiviert schmeiße ich mich auf den Boden in Liegestützposition, senke meinen Körper ab, stemme ihn hoch, ziehe die Knie zur Brust und springe seitwärts und voll gestreckt über eine Langhantel. „Höher!“, ruft Jana nach meiner zweiten Wiederholung – „Strecken!“ nach meiner dritten. Nach 30 Sekunden soll aus der Musikbox der Gong zur Pause ertönen, doch die Zeit scheint stehen zu bleiben. Meine Arme beginnen zu zittern und je anstrengender es wird, desto ernster wird Janas Ton. Ein erleichterndes Gefühl durchdringt mich als die Pause eingeläutet wird. Kleiner Schluck aus der Flasche und plötzlich rennt die Zeit doch davon – „3 ­– 2 – 1 – Go!“ Insgesamt mussten wir vier Durchgänge von jeder der sieben Übungen durchhalten.

Während bei den Burpees der ganze Körper arbeitete, pausierten bei meiner nächsten Station meine Beine – zumindest ein wenig, denn der Körper spannte bei jeder Station von Kopf bis Fuß. Abwechselnd mit dem linken Arm, dann mit dem rechten Arm zog ich am TRX-Band, das kurz unter dem Dach der Garage befestigt war. Weiter ging ich zum Medizinball, den ich aus der seitlichen Drehung gegen die Garagenwand werfen sollte. Natürlich begann ich zu lasch und bekam das sofort von Jana zu hören: „Feste, Jan!“ – beim nächsten Wurf prallte der Ball mit einem dumpfen Ton an die Wand und kam viel schneller als vorher zu mir zurück. Ein kleines Erfolgserlebnis, das mir die Mundwinkel noch höher zog. Langsam begann aus Anstrengung Spaß zu werden.

Jede Übung kam mir im Grunde bekannt vor, hatte aber immer einen Zusatz, der noch eine weitere Muskelgruppe beansprucht. So bekam ich zum Beispiel bei den Kniebeugen noch ein Gewicht in die Hand, welches ich im Stehen um den Kopf kreiste. Dass ich noch lachen konnte, beunruhigte Jana und motivierte sie gleichzeitig, mir nochmal mehr Dampf zu machen. Nach einer Stunde spürte ich deutlich, dass ich mich verausgabt habe. Mir war etwas schummerig und doch fühlte sich mein Körper gut an. Welchen Muskeln genau ich neue Impulse gab, merkte ich am nächsten Morgen – beim Aufstehen, beim Setzen, beim Schuhanziehen, beim Treppensteigen. Ob ich nochmal wiederkomme? – Die nächsten Ausreden habe ich schon parat, aber der Spaß und das neue Körpergefühl motivieren mich, das Work Out weiter anzupacken.

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