Zwei Asse im Ärmel
Bei Zoe Jakob reicht das Talent für doppelte Erfolgs-Storys
Der Satz mit den Schustern und seinen Leisten ist ja hinlänglich bekannt. Und Usain Bolt hätte ihn sich vor dem Start seiner „Fußballkarriere“ vielleicht besser nochmal durchlesen sollen. Andererseits würde Jadon Sancho wahrscheinlich auch so manchen Sprint-Wettbewerb für sich entscheiden. Und auch die Mehrkampf- oder Biathlon-Stars müssen Disziplinen mit sehr unterschiedlichen Anforderungsprofilen unter einen Hut bekommen.
Auch die Eintracht hat solche „Mehrfachbegabten“ in ihren Reihen. Will man allen Begabungen gerecht werden, kann das mitunter ganz schön anstrengend sein. Und dennoch: Warum soll man sich nicht auf allen Feldern tummeln, die Spaß machen und die man beherrscht? Im ersten Teil stellen wir die Stabhochspringerin und Kanutin Zoe Jakob vor!
Zoe Jakob
Was Zoe Jakob angeht, gebührt eigentlich schon jeder ihrer sportlichen Leidenschaften das Attribut „exotisch“, von der Kombination ganz zu schweigen. Losgelegt hat die 18-jährige mit beiden vor rund acht Jahren: Mit dem Kanuslalom, weil sie dereinst ein Schnupperkurs in der Grundschule vom „Paddeln“ begeistert hatte. Und mit dem Stabhochsprung „einfach so“, weil sie seit Kindheitstagen von dieser Leichtathletikdisziplin begeistert war. Bei der Verfolgung ihres Traums dürften ihr die Gene sicherlich Schützenhilfe geleistet haben, war Mutter Martina doch deutsche Jugendmeisterin in Weitsprung und Hürdensprint und ihr Vater ein guter Volleyballspieler.
Das Trainingsprogramm, welches sich die Schwerterin auf dem Weg zum Erfolg auf die Schultern geladen hat, lässt den Breitensportler dennoch kurz erschaudern: Dienstags und donnerstags geht’s mit dem Kanu auf die Ruhr, montags, mittwochs und freitags schwingt sie sich beim Training des TSC in der Helmut-Körnig-Halle Richtung Decke. Hinzu kommen am Wochenende Wettkämpfe, die – wie Zoe entspannt zu Protokoll gibt – sich gelegentlich durchaus überschneiden könnten. Da setze sie dann halt Prioritäten und melde sich für die jeweils hochkarätigere Veranstaltung an.
Und siehe da: Mit viel Disziplin und einer guten Portion Sturheit hat die Gymnasiastin im Laufe der letzten Jahre schon manch einen Zweifler widerlegt und inzwischen beide Karrieren auf ein internationales Niveau gehoben: Höhepunkt auf dem Wasser war sicherlich das Jahr 2017, als es für Zoe im Einzel zur Silbermedaille bei der EM, und mit dem Team gar zu Gold bei den Weltmeisterschaften reichte. Beim Stabhochsprung wiederum schraubte Zoe sich im vergangenen Jahr bei den Deutschen Jugendmeisterschaften über 3,90 m und damit zu Rang 2. Schon einige Wochen zuvor hatte sie sich ein Ticket für die U20-Kanu-WM in Finnland gesichert, die sie mit Platz 13 und einer neuen persönlichen Bestzeit abschloss.
Gute Ratschläge, sich zu spezialisieren, begleiten die Sportskanone nichtsdestotrotz durch die letzten Jahre. Will sie aber nun mal nicht, wie sie keineswegs ärgerlich, sondern einfach nur sehr überzeugt unterstreicht. Wobei sie selbst mit einem Schmunzeln eingesteht, nicht unbedingt ein entschlussfreudiger Mensch zu sein. Dafür aber einer, der für „Herzensangelegenheiten“ auch gerne mal zusätzliche Schwierigkeiten in Kauf nimmt.
Im Wettkampf selbst kann sich die TSClerin in beiden Disziplinen nicht zuletzt auf ihre große Nervenstärke verlassen, und von größeren Verletzungsrückschlägen hat sie bislang nur gelesen. Gibt’s denn auch Schwächen? Doch, räumt Zoe ein: Erbanlagen hin oder her, ein Sprintwunder sei sie leider eindeutig nicht.
Für das laufende Jahr hat sie sich jeweils die Aufnahme in die Nationalmannschaft bzw. den Nationalkader zum Ziel gesetzt. Insgesamt zwei Europameisterschaften und eine Weltmeisterschaft stehen nämlich im Laufe des Jahres an, im April geht’s mit der Kanu-Quali los. Was sich anschließt, dürfte dem Durchschnittssportler den Angstschweiß auf die Stirn treiben, aber Zoe Jakob sieht’s entspannt: Alles ist genauso, wie es sein soll!