Staffelgold für Anna Hense
“Dieses Trikot, das ich im Staffelfinale getragen habe, wird nicht gewaschen. Es bleibt mein Glücksbringer.“, strahlte unsere Anna Hense glücklich aber todmüde nach ihrer Rückkehr von der U 20 – EM. Ihre Mutter Tina und Zwillingsschwester Zaya zunächst Langsprinter Manuel Sanders für seinem Flug nach Tokio zum Frankfurter Rhein-Main-Flughafen gebracht und holten dann Tochter Anna, ihren Trainer Thomas Kremer und Yassin Mohumed ab, als deren Flieger aus Tallinn in Frankfurt landete.
Die ganze Familie Hense hatte am Sonntagabend die 4 x 400 – Meter – Entscheidung am Laptop verfolgt, auch wenn Großmutter Rosemarie Balke befürchtete, dass ihre Nerven dieser Belastung nicht gewachsen sein würden.
Das Finale war auch an Spannung nicht zu überbieten, da die Konkurrenz, wie erwartet, ihre Teams dafür verstärkt hatten. Doch ist eine solche Strategie nicht ohne Risiko, wie das Beispiel der Polinnen zeigte, die sich verpokert hatten und den Vorlauf nicht überstanden.
Anna erhielt auf Position 5 den Staffelstab 1,38 Sekunden hinter den Mädchen aus Spanien, Belgien, Italien und Norwegen, eine fast aussichtslose Position. „Jetzt oder nie.“, dachte sie sich und wuchs über sich hinaus. Mit einem energischen Antritt kämpfte sie sich in der Startkurve an die Konkurrenz heran und überholte schon auf der Gegengeraden drei Staffeln. Nun hatte sie nur noch die Norwegerin Andrea Rooth, die zuvor den Titel über 400 Meter Hürden geholt hatte, vor sich. Sie behielt die Nerven, attackierte erst ausgangs der Zielkurve, kam fast mühelos vorbei und übergab mit deutlichem Vorsprung an Maja Schorr, die den Titel nach Hause lief. Die vorherige Übergabe war zwar etwas holprig da Lara Noelle-Steinbrecher, die bereits drei Einzelrennen bestritten hatte, „auf dem Zahnfleisch“ zu Anna auflief, so dass deren offiziell ermittelten, fliegenden 53,12 Sekunden an Wert gewinnen. Der Jubel war unbeschreiblich, „Wir hatten zwar auf eine Medaille gehofft, aber dass es Gold sein würde, daran hatte niemand gedacht.“ So waren ein paar Tränchen während der Nationalhymne verständlich.
Für Anna Hense war ihr erster internationaler Auftritt zwar sehr aufregend, aber sie sagt: „Die Stimmung in unserem Staffelquartett war super und deshalb waren wir auch so stark.“
Trainer Thomas Kremer gönnt seinem Schützling nur eine kurze Pause vor der Reise zu den deutschen Jugendmeisterschaften nach Rostock. Dort wird die erst 17jährige allerdings in der WU 20 über 400 Meter am Start sein, denn, falls die Staffel bei den WM – U 20 in Nairobi, dabei sein wird (es ist noch immer nicht endgültig entschieden, ob die WM stattfindet), muss sie zuvor bei der Jugend – DM in der höheren Klasse bei der Jugend-DM antreten. „Tallinn wird Anna viel Selbstvertrauen geben und für ihre weitere Entwicklung eine große Rolle spielen.“, blickte Thomas Kremer in die Zukunft.